Emden 2013

2. Emder Freiwasserschwimmen, 8.6.2013

von Jürgen Müller-Wolff

 

Wer schwimmt, kommt herum, so er sich an Freiwasserwettbewerben beteiligt. Die finden eben nicht an jeder Ecke statt, auch nicht überall dort, wo Gewässer sich anbieten. Nein, so wichtig wie das Wasser ist  der Willen von Schwimmfreunden, engagiert und ehrenamtlich und enthusiastisch und gemeinschaftlich ihren Ort auf die Landkarte der Schwimmveranstaltungen zu platzieren. Viele Hände und Köpfe braucht es, damit es "was" wird. In EMDEN kam das alles am Wochenende zusammen:

EMDEN, 50Tsd EW, Ostfriesland, also da, wo man abends noch mit "Moin" grüßt, an der Emsmündung gelegen, unweit Holland, etwas abseits der großen Binnen-Verkehrsströme, aber per Nordseehafen in den weltweiten Güterumschlag eingebunden, Stadt am Wasser und fast möchte man sagen, im Wasser. Denn bootsfähige Kanäle durchziehen die Stadt, 150 km sollen es sein, pittoresk, nach Flutabwehr- oder historischen Verteidigungsgesichtspunkten angelegt, sind schon für D außergewöhnlich. Jedenfalls: Der ignorante Besucher, der am Samstagnachmittag zunächst dachte, wo bin ich denn hier nur gestrandet, hat den etwas versteckten Charme von EMDEN auf den zweiten Blick dann doch entdeckt.

Und wer meint, der weltschiefste Turm stände in Pisa: Es ist aber ein Kirchturm vor den Toren von Emden, in Suurhusen, mit halb-amtlichem Siegel und Plakette der Guinessrekord-Autorität. Nahe bei ein interessantes Landarbeitermuseum, in dem die aus heutiger Sicht unwürdigen Lebensbedingungen des landlosen und damit meist armen Bevölkerungsteils vor 100 Jahren dargestellt werden. Wegen des Besuchs in Suurhusen war dann keine Zeit mehr für die Emder Kunsthalle, berühmtes Geschenk von Henri Nannen an seine Heimatstadt.

Schwimmen, das fand auch statt. An der Kesselschleuse, sei weltweit die einzigste 4-Kammer-Schleuse, das heißt, von und nach vier Seiten können Boote geschleust werden, quasi ein Schiffskreisel. Ein Schleusenabzweig bildet der Ems-Jade-Kanal (Wasserstraße von EMDEN nach Wilhelmshaven). Kurz hinter einem Schleusentor befand sich die Startlinie für das Freiwasserschwimmen. Der Kanal ist nur gut 2 m tief, moorbraunes Wasser, Schwimmen mit Moorbadeeffekt quasi, also noch gesünder als gesund.

Entstiegen ist man dem Wasser übrigens ohne jede Anhaftung von irgendwas. Moorig und doch sauber.

Die Strecke: Immer geradeaus, 625 m hin, Wendeboje und 625 m zurück, eine Runde als 1.250 m und zur Wahl standen Wettbewerbe über 1.250 m, 2.500 m und 5.000 m, mit und ohne Neopren, für Vereinsschwimmer als offene Niedersächsische Landesmeisterschaft, für Vereinslose als Jedermann-Schwimmen.

Noch 2 Wochen zuvor hatte der veranstaltende Schwimmverein Neptun Emden im Kanal 14,2° gemessen und verbreitete auf seiner Webseite die Zuversicht, daß das moorige Wasser sich noch rechtzeitig und schnell erwärmen würde. Sie sollten Recht behalten. Um unglaubliche 7,5° stieg die Wassertemperatur in aller Kürze auf 21,7°. Wenn das einige potentielle Teilnehmer abgehalten haben sollte, so haben sie falsch entschieden. Das Wasser war perfekt. Perfekt aber auch die Organisaton und Abwicklung der Wettbewerbe.

Ergebnisse finden sich unter www.neptun-emden.de, Menuepunkt Freiwasser 2013.

EMDEN lohnt sich, auch zum Schwimmen, dank der rührigen Mann- und Frauschaft des SV Neptun Emden. Und wer eine Übernachtung einplanen müßte: Die Jugendherberge liegt nur einen Steinwurf weg vom Ort des Geschehens.